Christian Stückl mit Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt
Regisseur Christian Stückl wurde am 7. März in der Stuttgarter Liederhalle vom Deutschen Koordinierungsrat feierlich die Buber-Rosenzweig-Medaille 2021 verliehen. Der Preisträger hat sich als Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele seit 1990 mit dem Vorwurf des christlichen Antijudaismus auseinandergesetzt und die Passionsspiele reformiert. Stückl beschäftigte sich darüber hinaus in vielen seiner Inszenierungen mit dem Verhältnis der Religionen zueinander, er bezieht Stellung gegen Antisemitismus und Rassismus und steht ein für eine offene und plurale Gesellschaft. Mit Stückl wird ein Theatermacher ausgezeichnet, der in besonderer Weise auch das Jahresthema des Deutschen Koordinierungsrats für 2021 sowie das Leitthema der „Woche der Brüderlichkeit“ reflektiert. Es lautet: „… zu Eurem Gedächtnis: Visual History“ und soll die Bedeutung visueller Medien für die Erinnerungs- und Gedenkkultur betonen.
Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille 2021 an Christian Stückl (Pfr. Friedhelm Pieper, Prof. Dr. Andreas Nachama, Christian Stückl; Foto: SWR/Ulrich Oberst)
Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof der Diözese München-Freising, würdigte in seiner Laudatio den Preisträger Christian Stückl als „wirkliche[n] Christ[en], ein Mensch, ein neugieriger Mensch, ein leidenschaftlicher Theatermann, […] einer der neugierig ist auf Menschen, der Grenzen überschreiten will, aber von einer Leidenschaft für die Geschwisterlichkeit aller Menschen. […] Die Wurzeln des eigenen Glaubens, die Wurzeln des eigenen Lebens als Christen anzuerkennen und ein neues Freundschaftsverhältnis zu den Juden und natürlich zu allen anderen Menschen zu finden, das ist eine Rezeption, die bis heute herausfordert. […] Oberammergau ist ein Testfall und ein Laboratorium für diese Rezeption des neuen Denkens, der neuen Geschwisterlichkeit.“.
Die Preisverleihung war Höhepunkt der diesjährigen Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit, die im Zeichen von Corona ohne Publikum stattfinden musste und im SWR-Fernsehen live übertragen wurde. Mit der diesjährigen Eröffnung in Stuttgart kehrte die Woche der Brüderlichkeit zu ihrem Ursprung zurück, denn hier wurde sie einst im Jahr 1950 aus der Taufe gehoben und wird seither bundesweit begangen. In diesem Jahr steht sie unter dem Jahresmotto „Zu Eurem Gedächtnis – Visual History“, das die Bedeutung visueller Medien und bildlicher Darstellung für eine eindrückliche Gedenk- und Erinnerungskultur hervorhebt. Damit möchte das Präsidium des DKR zu Beginn des Jahres 2021 in diesen unruhigen Zeiten ein deutliches und öffentliches Zeichen gegen Antisemitismus und für ein demokratisches Miteinander setzen. Diesem Auftakt werden sich viele Veranstaltungen der Woche der Brüderlichkeit in analogen oder digitalen Formaten anschließen, die das Jahr 2021 füllen werden.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Kardinal Reinhard Marx, Prof. Dr. Andreas Nachama, Dr. Margaretha Hackermeier, Christian Stückl und Pfr. Friedhelm Pieper bei der Verleihung. (Foto: SWR/Ulrich Oberst)
Es sprachen weiterhin der Ministerpräsident von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann sowie der Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper. Die Stuttgarter Philharmoniker gestalteten den musikalischen Rahmen unter Leitung ihres Chefdirigenten Dan Ettinger.
Der Deutsche Koordinierungsrat vertritt als bundesweiter Dachverband die mehr als 80 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Deutschland auf nationaler und internationaler Ebene. Er ist größtes Einzelmitglied im Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ), in dem 32 nationale Vereinigungen für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertreten sind.
Seit 1968 verleiht der Deutsche Koordinierungsrat während der Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit die Buber-Rosenzweig-Medaille. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen oder Initiativen, die sich insbesondere um die Verständigung zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Die Medaille wird in Erinnerung an die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig verliehen. Zu den bisherigen Preisträger*innen zählen u.a. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, der Schriftsteller Navid Kermani, die Journalistin und Filmemacherin Esther Schapira sowie der Dirigent Daniel Barenboim.