06.04.2019

Die Bretter, die die Welt bedeuten

Das Aquarell zeigt, wie 1634 die ersten Passionsspiele ausgesehen haben könnten.

Die ersten Passionsspiele fanden 1634 noch über den frischen Gräbern der Pestopfer auf dem Friedhof neben der Pfarrkirche statt. Ursprünglich handelt es sich nur um ein einfaches Holzgerüst, das im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts um Kulissen und Bühnentechnik erweitert wurde.

1815 nahm Johann Nikolaus Unhoch eine grundlegende Neugestaltung der Bühne vor. Spätbarocke und klassizistische Formelemente dominieren seine Entwürfe.

Ab 1830 befindet sich die Bühne auf dem Platz des heutigen Passionstheaters. 1890 wird das Bühnengebäude nach Plänen Carl Lautenschlägers, königlich-bayerischer Hoftheatermaschinist und Vater der ersten Drehbühne in Europa, mit der neuesten Bühnentechnik ausgestattet. Erstmals wird die Zuschauertribüne teilweise überdacht.

Das Dorf Oberammergau 1860 (Stich)

Die Bühne 1880

Blick auf die Bühne (1870)

Die Zuschauertribüne 1890

1900 wurde die fertige Zuschauerhalle nach nur 3,5 Monaten Bauzeit eingeweiht. Die Eisengerüstkonstruktion aus 6 Halbkreisbögen mit einer Spannweite von 43m und einer Scheitelhöhe von 20m trägt ein Holzdach mit 30 Oberlichtern, so dass Tageslicht von allen Seiten einfallen kann. Die Zuschauer gelangen durch 14 Doppeltore in das 4.200 Plätze fassende Zuschauerhaus. Die Rückwand hat A. Mettenleiter aus München mit „1. Passionsspiel von 1634“ und „Kloster Ettal um 1730“ gestaltet. Die Außenwände sind mit Leinwand bespannt und mit Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament bemalt. Giebel und Anbau zieren Figuren Oberammergauer Holzschnitzer.

Der Bau des Zuschauerhauses 1899-1900

Am 27. April 1930 wird das neue Passionsspielhaus eingeweiht. Grundriss und Gliederung bleiben weitestgehend unverändert. Die Konstruktion wird um einen Eisenbogen Richtung Bühne erweitert, so dass das Gebäude nun 5.208 Sitzplätze fasst. Auf das Gemälde von Mettenleiter sowie allen bildnerischen Schmuck wird verzichtet. Die Außenwände werden mit Eternit-Platten verkleidet. Raimund und Georg Johann Lang entwerfen die Spielbühne.

Das Passionstheater ist bis heute in dieser Form erhalten. 1980 reduzierte sich aufgrund einer Erweiterung der Vorderbühne die Zahl der Sitzplätze auf 4.700. Im Jahr 2000 fand eine Sanierung des Zuschauerraums statt, der dabei auch eine neue Fassade erhielt. 2009 wurde die Bühne mit einer fahrbaren Dachkonstruktion überbaut, so dass die Darstellerinnen und Darsteller sprichwörtlich nicht im Regen stehen. Von 2016-2018 wurde das Bühnenhaus saniert. Hierbei wurden unter anderem die Garderoben erweitert, die Schneiderei umgebaut und die Sanitäranlagen erneuert. Des Weiteren wurde kontinuierlich die Infrastruktur, wie Maschinerie, Ton, Licht und Brandschutz, überholt und ergänzt sowie statische Ertüchtigungen am Gebäude vorgenommen.

Text: Jenny Greza

Fotos: Gemeindearchiv Oberammergau, Jenny Greza

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