19.06.2019

Auf einen Kaffee mit... Walter Lang

In unserer neuen Reihe stellen wir Ihnen Mitwirkende der Passionsspiele 2020 vor - vom Platzanweiser, über Römer und Garderobiere zum Hauptdarsteller. Insgesamt werden knapp 2.400 Oberammergauerinnen und Oberammergauer beim Spiel mitwirken. Nicht alle davon sind auf der Bühne zu sehen. Manche von ihnen sitzen im Orchestergraben, andere arbeiten in den Garderoben oder als Schreiner oder Techniker hinter den Kulissen. Und andere begrüßen Sie am Einlass zum Passionstheater. Die Aufgaben bei den Passionsspielen sind so vielfältig, wie seine Mitwirkenden.

Walter Lang (Foto: Andreas Stückl)

1. Wie heißen Sie?

Walter Franz Xaver Lang. Weil dem Pfarrer, der mich taufen sollte, der "Walter" nicht fromm genug war – das war für ihn kein Heiliger – setzte meine Mutter noch den Namen meines Vaters Franz Xaver dazu, also nicht adelig!
 

2. Was machen Sie bei den Passionsspielen 2020?

Ich genieße die lockere Bürde eines Armen ... ob im Staub kriechend und/oder von den Brosamen der Pharisäer lebend weiß ich noch nicht.
 

3. Und was machen Sie im „echten“ Leben?

Da verbrauche ich (sparsam) meine Pension, schau oft vom Kofel aufs Dorf hinunter, treibe mich immer noch auf hohen, nein nur noch höheren Bergen herum, freue mich an und mit der Familie, die alle im Spiel sind (Orchester, Chor, Volk), und bin heilfroh, dass ich hier im "Lumpadörfla", diesem so besonderen Ort, leben darf.
 

4. Wie lässt sich das mit den Passionsspielen vereinbaren?

Das ist heute in der Rente und war auch als Lehrer früher in Bad Kohlgrub nie ein Problem. Ein gutes Kollegium und eine rechtzeitige Organisation haben da sehr geholfen.
 

5. Was ist Ihre erste Erinnerung an die Passionsspiele?

Ich erinnere mich noch, als ich 1950 mit einem Leiterwagerl Gäste vom Bahnhof holen durfte und die ersten englischen Brocken anwenden konnte.
 

6. Wie oft haben Sie bei den Spielen mitgewirkt?

1950 als Kind im Volk
1960 wollte ich als Bergwachtler Sanitätsdienst machen, aber drei Wochen vor Beginn der Spiele teilte man mir trotz kompletter Ausbildung, trotz maßgeschneiderter Sanitäter-Uniform mit, dass ich noch keine 20 Jahre in Oberammergau und somit nicht spielberechtigt sei! ... Ich hatte ja auch noch keine Ammergauerin gefreit! ... So hart waren damals die Sitten! ... Also jobbte ich als Führer im Heimatmuseum.
1970 als Sanitäter
1977 als Nikodemus bei der Rosnerprobe
1980 als Sanitäter
1984 im Volk
1990 als Nikodemus
2000 und 2010 im Hohen Rat
 

7. Was werden Sie nie vergessen?

Die Freude, 1977 und 1990 die gleiche Rolle mit so unterschiedlich fordernden Texten von Rosner und Daisenberger gehabt zu haben.

8. Verraten Sie uns eine nette Anekdote zu den Passionsspielen?

In der letzten Passion hatten wir vermietet, und waren beim Bettenmachen nicht wenig erstaunt, dass alles Mobiliar auf dem Balkon und in der Diele stand, dafür aber ein komplettes nasses Zelt zum Trocknen im Zimmer aufgeschlagen war! Mit Hermann Wiegand habe ich 1990, 2000 und 2010 in einem kleinen Bändchen "Da ander Passio" unsere Eindrücke auf, neben und hinter der Bühne (er graphisch, ich verbal auf Boarisch) gesammelt.
 

9. Auf was freuen Sie sich bei der Passion 2020 besonders?

Die Abwechslung, die hoffentlich aktive Bewegung, noch mehr aber die täglich spürbare Gemeinschaft auf und hinter der Bühne - auch mit Ammergauern, mit denen ich vielleicht zum letzten Mal vor zehn Jahren gesprochen hatte, weil sie in einem anderen Ortsteil wohnen.
 

10. Was ist die größte Entbehrung in der Passionsspielzeit?

Eigentlich nichts, da die fehlende Ungebundenheit, die getakteten Spielperioden und die vielleicht fehlende Freizeit durch die Freude am Spiel locker ausgeglichen werden.

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